
Fibromyalgie

Die Fibromyalgie ist eine Erkrankung, deren Ursache letztendlich unbekannt ist, darüber kann nur spekuliert werden.
Genetische Veranlagung und biografische Ereignisse bilden zusammen die Grundsteine dafür, dass sich dieses Krankheitsbild im Laufe des Lebens unter ungünstigen Lebensumständen entwickeln kann. Es ist nicht zu heilen, jedoch können die Schmerzfolgen für den Betroffenen durch eine geeignete Therapie gemindert werden.
Diagnostik
Die Erkrankung als solche ist seit mindestens 1800 bekannt, damals vermuteten die Ärzte einen Entzündungsprozess des Bindegewebes. Der Begriff Fibromyalgie wurde erstmals 1976 von dem Amerikaner Hench eingeführt und heißt wörtlich Faser-Muskel-Schmerz.
Die Diagnose einer Fibromyalgie darf nur gestellt werden, wenn körperliche Befunde die Schmerzen nicht hinreichend erklären können. Das setzt aber immer eine sehr genaue körperliche Untersuchung voraus. Es ist selbstverständlich, dass Fibromyalgie nicht durch betäubende Maßnahmen (Schmerzmittel) oder gar immer wieder vorgenommene Operationen zu beeinflussen ist, sondern nur durch psychotherapeutische und evtl. psychopharmakologische Maßnahmen.
Fibromyalgie ist eine ausgesprochen viel diskutierte Diagnose. Bei kritischer Durchsicht der umfangreichen Literatur verbleibt einzig und allein der ausgebreitete, chronische, keiner Therapie zugängliche Schmerz. Es gibt ausdrücklich keinen einzigen körperlichen oder apparativen Befund, der in den Publikationen übereinstimmend als Diagnosekriterium beschrieben wurde beziehungsweise der sich regelmäßig bei solchen Kranken nachweisen lässt.
Vielmehr ist genau das Gegenteil der Fall. Damit ist auch die immer wieder auf eine körperliche Ursache hinweisende Bezeichnung „Weichteilrheumatismus“ überholt.1990 wurden vom American College of Rheumatology mehrere Kriterien für die Diagnose einer Fibromyalgie erstellt1, unter anderem wurden 18 Tender Points benannt, von denen mindestens 2/3 positiv zu sein haben, um diese Diagnose zu stellen. Bei der Schwierigkeit der Diagnose dieser Krankheit mutete dieses Vorgehen von Anfang an geradezu naiv an. Dementsprechend hat der Erstautor dieser Veröffentlichung 2003 dieses Vorgehen auch widerrufen2.
Die Patienten müssen akzeptieren, dass es heute noch nicht möglich ist, ihre Erkrankung detailliert zu erklären.
Behandlung
Viele Kranke verzehren sich geradezu in dem unstillbaren Streben, die Ursache ihrer Beschwerden herauszufinden. Das ist aufgrund des derzeitigen Wissensstandes nicht möglich. Dieses permanente Suchen kostet nicht nur viel Kraft und Zeit, sondern schafft auch Raum für manche Scharlatanerie. Außerdem: Selbst die vollständige Aufklärung von Fibromyalgie beinhaltet noch keine Therapie, alleine dadurch würde es keinem Kranken auch nur eine Spur besser gehen.

Dabei gibt es durchaus wirksame Behandlungen, auch wenn Fibromyalgie nicht zu heilen ist. Das Therapiekonzept im Therapie-Zentrum Koblenz umfasst folgende Bestandteile:
- Sorgfältige Untersuchung
- Information des Patienten und seines Umfeldes über die Diagnose und die Krankheit
- Absetzen aller unnützer Therapien, insbesondere Schmerzmittel
- Gemeinsame Entwicklung eines Behandlungskonzeptes
- Individueller Therapieplan
- Ganzheitlicher Therapieansatz
- Information des Patienten über chronischen Schmerz
- Psychologische Schmerztherapie
- Physikalische Maßnahmen zur Roborierung (Kräftigung) des vegetativen Nervensystems
- Sozio-emotionale Therapien
- Rückentwicklung der Chronifizierung: körperlich, psychisch, sozial
- Eingliedern in mittelfristige Maßnahmen: Selbsthilfe, Prävention
- Langfristig angelegte Therapie: Eigenkompetenz, Verlust von Hilflosigkeit, Krisenintervention
Unter diesen Maßnahmen lässt sich der Leidensdruck der Fibromyalgie-Patienten verringern. Sie können wieder am normalen, von ihnen selbstbestimmten Leben teilnehmen und gewinnen an Lebensqualität.
1 Wolfe F, Smythe HA, Yunus MB et al (1990) The American College of Rheumatology 1990. Criteria for the classification of fibromyalgia. Report of the Multicenter Criteria Committee. Arthritis Rheum 33: 160 – 172.
2 Wolfe F: Stop Using the American College of Rheumatology Criteria in the Clinic. J Rheumatol (2003) 30 (8): 1671-1672.