Meine Long-COVID Geschichte
Unsere Patientin Karin (Name geändert) ist von Long Covid betroffen. In ihrer Geschichte teilt sie ihre Erfahrung mit der Erkrankung. Ihren Weg von der Akzeptanz über die Therapie und den Umgang mit der Erkrankung können Sie hier nachlesen.
Mein Name ist Karin und ich bin 60 Jahre alt.
Beruflich bin ich als Geschäftsführungs-Assistentin mit Prokura tätig und Qualitätsmanagerin/Auditorin für eine Unternehmensgruppe mit ca. 600 Mitarbeitenden. Ich arbeite seit 13 Jahren hier, ich war keinen einzigen Tag arbeitsunfähig, bis mich Ende Oktober 2021 das CORONA Virus erwischt hat. Nachweislich habe ich mich bei der Arbeit angesteckt.
Ich hatte wie man sagt einen „milden“ Verlauf, also keine akute Luftnot, die einen Krankenhausaufenthalt notwendig gemacht hätte. Jedoch ist dort rückblickend etwa 10 Tage lang ein großes schwarzes Loch ohne Erinnerung. Ich war so schwach, dass ich nur liegen konnte und noch nicht einmal lesen. Ich hatte sehr starke Schmerzen in den Beinen (Angst vor Thrombose), Kopfschmerzen, Geschmacks- und Geruchsverlust und extreme Berührungsempfindlichkeit der Haut am gesamten Körper
Beruflich bin ich als Geschäftsführungs-Assistentin mit Prokura tätig und Qualitätsmanagerin/Auditorin für eine Unternehmensgruppe mit ca. 600 Mitarbeitenden. Ich arbeite seit 13 Jahren hier, ich war keinen einzigen Tag arbeitsunfähig, bis mich Ende Oktober 2021 das CORONA Virus erwischt hat. Nachweislich habe ich mich bei der Arbeit angesteckt.
Ich hatte wie man sagt einen „milden“ Verlauf, also keine akute Luftnot, die einen Krankenhausaufenthalt notwendig gemacht hätte. Jedoch ist dort rückblickend etwa 10 Tage lang ein großes schwarzes Loch ohne Erinnerung. Ich war so schwach, dass ich nur liegen konnte und noch nicht einmal lesen. Ich hatte sehr starke Schmerzen in den Beinen (Angst vor Thrombose), Kopfschmerzen, Geschmacks- und Geruchsverlust und extreme Berührungsempfindlichkeit der Haut am gesamten Körper
Ich musste feststellen, dass ich den Arbeitsalltag nicht wie vor der Infektion bewältigen konnte.
Nach 15-tägiger Quarantäne und negativem Testergebnis habe ich wieder meine Arbeit aufgenommen. Ich musste aber feststellen, dass ich den Arbeitsalltag nicht wie vor der Infektion bewältigen konnte. Ich litt unter Schlafstörungen, oft habe ich nur stundenweise schlafen können und bin durch Muskelkrämpfe in den Beinen aufgewacht. Tagsüber war ich schnell müde und hatte enorme Konzentrationsprobleme. Bei der Arbeit am PC bekam ich Kopfschmerzen und Augenbrennen. (Bei der Augenuntersuchung wurde eine Makuladegeneration festgestellt). Dazu extreme Wortfindungsstörungen und schlechte Merkfähigkeit –vorher eine meiner Stärken.
Im Ganzen war ich nicht belastbar und leicht reizbar. Kurzum: ich habe mich selber nicht mehr gekannt. Die vorhandene Energie und Kraft habe ich gebraucht den Arbeitstag zu bestehen. Keine Antriebskraft war mehr übrig für Haushalt, Familie, Freizeit und soziale Kontakte. Ich hatte keine Vitalität und war ohne Lebensfreude. Dazu kam noch Luftnot bei Anstrengung, wie Treppensteigen und leichten Steigungen beim Spaziergang.
Habe ich mich zum Sport aufraffen können, hatte ich mit Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen zu kämpfen. Am schlimmsten waren die depressiven Störungen, Stimmungsschwankungen und Angstzustände (z.B. beim Autofahren –ich habe seit dem 18. Lebensjahr den Führerschein-). Das hat auch meine Partnerschaft sehr belastet
Im Ganzen war ich nicht belastbar und leicht reizbar. Kurzum: ich habe mich selber nicht mehr gekannt. Die vorhandene Energie und Kraft habe ich gebraucht den Arbeitstag zu bestehen. Keine Antriebskraft war mehr übrig für Haushalt, Familie, Freizeit und soziale Kontakte. Ich hatte keine Vitalität und war ohne Lebensfreude. Dazu kam noch Luftnot bei Anstrengung, wie Treppensteigen und leichten Steigungen beim Spaziergang.
Habe ich mich zum Sport aufraffen können, hatte ich mit Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen zu kämpfen. Am schlimmsten waren die depressiven Störungen, Stimmungsschwankungen und Angstzustände (z.B. beim Autofahren –ich habe seit dem 18. Lebensjahr den Führerschein-). Das hat auch meine Partnerschaft sehr belastet
Je mehr ich gegen die Symptome ankämpfte, umso ausgeprägter wurden sie
Mit der Einstellung, da musst du durch, es wird schon wieder besser werden, habe ich mich in einen umfassenden Erschöpfungszustand manövriert. Je mehr ich gegen die Symptome ankämpfte, umso ausgeprägter wurden sie. Nach 3 Monaten ohne Besserung, im Gegenteil eher Verschlimmerung, habe ich mich an meinem Hausarzt gewandt. Die Blutwerte wurden kontrolliert und waren in Ordnung. Einen Lungenfunktionstest, wegen der Atemnot, hat er als nicht notwendig abgelehnt.
Ich bin im Weinkrampf vor ihm zusammengebrochen. Ja, Long-Covid würde er diagnostizieren, aber „nur“ psychisch. Draußen scheint die Sonne, ich soll spazieren gehen, langsam machen und auf mich achten. Außerdem gibt es noch keine Medikamente gegen Long-Covid, also kann man nichts machen.
Ich fühlte mich nicht ernstgenommen und in die Ecke gestellt
Ich fühlte mich nicht ernstgenommen und in die Ecke gestellt. Ich war verzweifelt und hilflos, habe sehr viel geweint und wusste nicht mehr weiter.
Dann habe ich den Artikel von Dr. Kügelgen in der Zeitung gelesen, über die Behandlung von Long-Covid Patienten im Therapiezentrum Koblenz. Unter anderem wurde die medizinische Leitlinie erwähnt und ich habe eine Zusammenfassung daraus im Internet gelesen. Es wird die Gefahr beschrieben, dass sich Symptome, die länger als 3 Monate andauern, manifestieren. Das hat mich veranlasst einen Termin in der ambulanten Sprechstunde zu vereinbaren und im Mai 2022 – ein gutes halbes Jahr nach der Infektion – saß ich wie ein Häuflein Elend vor Dr. Kügelgen. Dr. Kügelgen hat mich ausführlich erzählen lassen, bis ich den Satz ausgesprochen habe: „Ich brauche Hilfe!
Dann habe ich den Artikel von Dr. Kügelgen in der Zeitung gelesen, über die Behandlung von Long-Covid Patienten im Therapiezentrum Koblenz. Unter anderem wurde die medizinische Leitlinie erwähnt und ich habe eine Zusammenfassung daraus im Internet gelesen. Es wird die Gefahr beschrieben, dass sich Symptome, die länger als 3 Monate andauern, manifestieren. Das hat mich veranlasst einen Termin in der ambulanten Sprechstunde zu vereinbaren und im Mai 2022 – ein gutes halbes Jahr nach der Infektion – saß ich wie ein Häuflein Elend vor Dr. Kügelgen. Dr. Kügelgen hat mich ausführlich erzählen lassen, bis ich den Satz ausgesprochen habe: „Ich brauche Hilfe!
Er hat mir das Rehabilitationskonzept vorgestellt und angeboten den Antrag beim Kostenträger zu stellen. Nach Rücksprache mit meinem Arbeitgeber („Endlich unternimmst du etwas, du bist ja nur noch ein Schatten deiner selbst!“) habe ich zugestimmt.
„Endlich unternimmst du etwas, du bist ja nur noch ein Schatten deiner selbst!“
Karins Arbeitgeber
Der Aufnahmetag Anfang August war sehr anstrengend, ich habe ungefähr 6x an dem Tag meinen COVID-Fall geschildert. Der Patient stellt sich Arzt, Psychologin und Therapeuten jeweils persönlich vor, damit diese den Patienten kennenlernen, sich ein eigenes Bild machen und aus Sicht des jeweiligen Fachgebiets Therapieansätze definieren. Später habe ich erfahren, dass einmal wöchentlich jeder Patient im Gesamtteam besprochen wird. Dieses Konzept überzeugt mich und die enge Zusammenarbeit der Therapeuten untereinander und mit den Ärzten war in der individuellen Behandlung spürbar.
Mein Therapieplan enthielt: Krankengymnastik und Gerätetraining, Ergotherapie, Logopädische Atemgymnastik, Grobmotorik/Koordination, Hirnleistungstraining, Neuropsychologische Gespräche und Training, Physikalische Therapie und Wechselduschen.
Mein Therapieplan enthielt: Krankengymnastik und Gerätetraining, Ergotherapie, Logopädische Atemgymnastik, Grobmotorik/Koordination, Hirnleistungstraining, Neuropsychologische Gespräche und Training, Physikalische Therapie und Wechselduschen.
Erstes Therapieziel: aus der Überforderung in die Unterforderung gelangen.
Die ersten beiden Wochen waren hart, runterfahren von 100 auf 0, erstes Therapieziel aus der Überforderung in die Unterforderung gelangen. Zu akzeptieren ein Fatique-Patient zu sein und danach zu leben, ist ein Lernprozess. Hierzu waren die wöchentlichen einstündigen Vorträge von Dr. Kügelgen – exklusiv für unsere Covid Gruppe – sehr erkenntnisreich.
In den nächsten 4 Wochen ging es an den langsamen Aufbau der Leistungsfähigkeit, ohne sich zu überfordern und ggf. neue Grenzen kennenlernen. Unterstützt durch die Tagesstruktur, regelmäßige Bewegung -abgestimmt auf den individuellen Bedarf-, Reflektion in den Gesprächen und das Einüben von Pausenmanagement –die zur Verfügung stehende Energie sinnvoll einzuteilen.
Für mich war auch die ambulante Form der Reha von Vorteil, da ich abends und am Wochenende Alltag üben konnte, wieder etwas unternehmen und soziale Kontakte pflegen.
In den nächsten 4 Wochen ging es an den langsamen Aufbau der Leistungsfähigkeit, ohne sich zu überfordern und ggf. neue Grenzen kennenlernen. Unterstützt durch die Tagesstruktur, regelmäßige Bewegung -abgestimmt auf den individuellen Bedarf-, Reflektion in den Gesprächen und das Einüben von Pausenmanagement –die zur Verfügung stehende Energie sinnvoll einzuteilen.
Für mich war auch die ambulante Form der Reha von Vorteil, da ich abends und am Wochenende Alltag üben konnte, wieder etwas unternehmen und soziale Kontakte pflegen.
Ich fing an wieder Pläne zu schmieden, mit Freude und Spaß und Lachen statt Weinen.
Ende der 6. Woche hatte ich das Gefühl ein Nebelschleier ist aus meinem Kopf verschwunden. Ich konnte wieder klar denken. Ich kann wieder erholsam schlafen und mit der richtigen Atemtechnik geht auch wieder Treppensteigen, ohne aus der Puste zu kommen. Ich fing an wieder Pläne zu schmieden, mit Freude und Spaß und Lachen statt Weinen.
Die letzten beiden Wochen habe ich genutzt das Erreichte zu festigen und eine Verhaltensänderung zu planen für die Rückkehr an den Arbeitsplatz und im Privaten.
Die Aufgabe lautet: Scheitern vermeiden, Rückschläge wegstecken und trotzdem positiv nach vorne schauen und unbedingt keine Überforderung.
Die Aufgabe lautet: Scheitern vermeiden, Rückschläge wegstecken und trotzdem positiv nach vorne schauen und unbedingt keine Überforderung.
Die Reha hat mir geholfen aus dem tiefen Loch der Verzweiflung herauszufinden, ich bin mir jedoch bewusst, dass ich noch immer am Rand balanciere. Zwei Monate hat es gebraucht und es braucht eine Reha Nachsorge für die Nachhaltigkeit der Maßnahme. Für einen gewissen Zeitraum wünsche ich mir regelmäßige Ankerpunkte, zum Beispiel als Reha Tage, zur Unterstützung der Umsetzung im Alltag.